Bild: rechte Hand: Komplette Syndaktylie des 3. Zwischenfingerraumes. linke Hand: 5 Wochen nach der Syndactylie-Operation. Die Schwellungen sind noch nicht vollständig verschwunden.
Was ist eine Syndaktylie?
Bei der Syndaktylie (Syndactylie) handelt es sich nicht um Finger die zusammengewachsen sind, sondern um Finger, die während der Embryonalentwicklung zusammengeblieben sind. Die Erkrankung entsteht durch ein Ausbleiben der Fingertrennung an der Handknospe des Embryos. Betroffen sein können zwei oder mehrere Finger. Die Syndaktylie kann nur eine Hautverbindung, aber auch eine knöcherne Verbindung bedeuten. Ist eine knöcherne Verbindung vorhanden, so sind oft auch die Fingernägel miteinander verbunden. Wenn sehr selten alle Finger löffelartig miteinander Verbunden sind, spricht man von der Löffelhand.
Die Syndaktylie kann einzeln auftreten oder im Rahmen von Syndromen, d.h. von Erkrankungen, die mit verschiedenen Fehlbildungen einhergehen. Auch die Kombination mit anderen Fehlbildungen ist möglich. Dementsprechend ist die Syndaktylie oft assoziiert mit dem Apert Syndrom, Carpenter Syndrom, der Polydaktylie (zu viele Finger), der Spalthand, dem Schnürring-Syndrom, u.a.
Auch am Fuß gibt es die Syndaktylie. Meist besteht hier die Verbindung zwischen der 2. und 3. Zehe.
Bild: Syndaktylie am Fuß zwischen der 3. und 4. Zehe.
Fakten
- In ca. 20-40 % der Fälle wird die Syndaktylie vererbt.
- In der Literatur wird die Häufigkeit meist mit einer Syndaktylie auf 2000-2500 Geburten bei Kaukasiern angegeben. Somit ist sie die häufigste Fehlbildung an der Hand.
- Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen, wie Frauen.
- In der Hälfte der Fälle ist die 3. Zwischenfingerfalte (zwischen Ringfinger und Mittelfinger) von der Syndaktylie betroffen.
Wann sollte die Syndaktylie operiert werden?
Die Op der Syndaktylie richtet sich nach dem Ausmaß der Fehlbildung. Das Ausmaß der Knochenbeteiligung kann im Röntgenbild dargestellt werden. Ist nur ein kleiner Hautanteil von der Syndaktylie betroffen, im Sinne von Schwimmhäuten, so muss prinzipiell nicht operiert werden. Am Fuß ist die Trennung der 2.-5. Zehe funktionell nicht erforderlich, aber auf Wunsch durchführbar.
Bezüglich des Zeitrahmens wird bei Fingern ungleicher Länge die Op meist im Alter von einem halben Jahr bis 2 Jahren empfohlen. Wartet man zu lange, können Deformierungen an Gelenken und Knochen verbleiben. Sind die Finger gleich lang, kann die Op im 2.-4. Lebensjahr erfolgen. Die Empfehlungen schwanken allerdings.
Wie wird die Operation durchgeführt?
Die Syndaktylie-Op wird, da es sich im Allgemeinen um Patienten im frühen Kindesalter handelt, in Vollnarkose durchgeführt. Ein stationärer Aufenthalt kann je nach Op-Ausmaß erforderlich sein.
Wenn es sich um eine Syndaktylie ohne Knochenbeteiligung handelt, wird die Haut zickzackförmig (sog. Z-Plastik oder W-Plastik) zwischen den Fingern eingeschnitten. Die darunterliegenden Weichteilstrukturen werden durchtrennt, unter Schonung von Nerven, Gefäßen und Sehnen. Dabei entsteht ein Hautdefekt, den man mit einem Hauttransplantat von einer anderen Körperstelle (z.B. Leistengegend) decken muss.
Der zickzackförmige Hautschnitt soll verhindern, dass eine Bewegungseinschränkung durch die sich zusammenziehende Narbe entsteht. Bei der Syndaktylie mit Knochenbeteiligung müssen auch die betroffenen Knochen getrennt werden.
Da es bei diesen Operationen zu einer Verminderung der Durchblutung kommen kann sollten nie mehr als 2 Finger in einer Sitzung voneinander getrennt werden. Die nächste Op ist beim Betroffensein von mehreren Fingern nach frühestens 3-6 Monaten zu empfehlen. Manche Operateure führen bei beidseitiger Syndaktylie auch eine beidseitige Operation in einer Sitzung durch, Andere gehen zweizeitig vor.
Worauf ist nach der Syndaktylie-Operation zu achten?
Bei den jungen Syndaktylie-Patienten ist ein adäquater gut fixierter Verband sehr wichtig für eine komplikationslose Wundheilung. Gut geeignet sind Haftbinden, die über Fettgaze und Watte gewickelt werden damit die kleinen Patienten den Verband nicht lösen können. Die Fäden werden nach 10-14 Tagen gezogen. Oft ist selbst hierfür eine Kurznarkose nötig, da dieses sonst nicht toleriert wird. Bereits nach 4-5 Tagen kann die Einheilung der Transplantate beurteilt werden.
Nach Abschluss der Wundheilung ist eine adäquate Bewegungstherapie indiziert. Durch Narbenpflege mit Salben und Massage, werden die Narben schneller weich und unauffällig.